KMU Frauen: Künftig noch sichtbarer

    Ursula Jakob Schmid, die neue Präsidentin der KMU Frauen Bern führt in Ins ein Modegeschäft. Die innovative Unternehmerin will das Frauen-Netzwerk als Mehrwert weiterentwickeln: Es soll eine Bereicherung sein, neue Horizonte eröffnen, den Frauen ein Gesicht geben sowie Frauen beruflich weiterbringen und motivieren, mehr Verantwortung zu übernehmen.

    (Bild: zVg9 Unabhängig, bodenständig und stilsicher: Ursula Jakob-Schmid, die neue Präsidentin der KMU Frauen Bern, führt mit viel Herzblut an ihrem Wohnort in Ins ein Modegeschäft.

    Ursula Jakob-Schmid ist seit einem Monat die neue Präsidentin der KMU Frauen Bern. Die Unternehmerin wurde nach knapp einem halben Jahr im Leitungsteam an der Delegiertenversammlung vom 19. Oktober in den Leitenden Ausschuss des Verbandes und somit an die Spitze des Netzwerkes gewählt. Jakob ist eine Powerfrau, eine Macherin, die gerne anpackt und zu neuen Ufern aufbricht: lösungsorientiert, bodenständig, ausdauernd und vielseitig interessiert. Mit ihren Erfahrungen als ehemalige Angestellte, Unternehmerin, Mitarbeiterin ihres Mannes und Mutter verfügt sie über Know-how, Fingerspitzengefühl und eine grosse Portion Empathie und damit das nötige Rüstzeug für dieses Amt an der Spitze der Berner KMU Frauen. «Ich kann mich gut in die KMU Frauen, ihre Bedürfnisse, ihre Sorgen und Nöte hineinversetzen», sagt die Inhaberin eines Modegeschäftes in Ins und ergänzt: «In den 22 Jahren Vorstandarbeit im Gewerbeverein habe ich viele Erfahrungen gesammelt und kenne daher die unterschiedlichsten Branchen.»

    Jakob führt ein kleines Modegeschäft mitten im Berner Seeland in Ins am Bärenplatz. «Wir bieten Mode für die ganze Familie an. Beratung und Service haben bei uns einen hohen Stellenwert.» Per Zufall kam sie vor 20 Jahren zu «Mode Jakob». Den Schritt in die Selbstständigkeit hat sie nie bereut. Tatkräftig unterstützt wurde sie dabei stets von ihrem Mann. Ihre Modeboutique ermöglicht ihr nicht nur ihre Affinität zur Mode, Farben, Texturen und Gestaltung auszuleben, sondern auch Unabhängigkeit und Flexibilität innerhalb ihrer Familie unter einen Hut zu bringen. Aus einer riesigen Mode-Palette auswählen zu können, und so sich gut zu fühlen, ist für Jakob ein Privileg und macht ihr grosse Freude. «Mode ist ein Ausdruck der Persönlichkeit und Stimmung der Trägerin oder des Trägers.» Das Zitat «Ich wohne in meinen Kleidern», der verstorbenen Modeschöpferin Christa de Carouge begleitet die KMU Frau im Alltag und bei den Kundenberatungen. Für die engagierte Geschäftsfrau gibt es keine Formel zum Erfolg. «Jede Unternehmerin und jeder Unternehmer ist anders und dies ist gut so. Kennzahlen des Unternehmens sind zweitrangig, die sozialen Kompetenzen und die Freude am Beruf sind in meinen Augen zentral.»

    Frauenförderung als Motivation
    Die 48-Jährige ist auf einem Bauernhof in der Nähe von Bern aufgewachsen. Nach ihrer Lehre als Gärtnerin und verschiedenen Weiterbildungen, Handelsdiplom, Fachausweis Detailhandelsspezialistin und Diplom als Betriebsökonomin, wechselte sie zweimal die Branche im Detailhandel. «Die Branchenwechsel ermöglichten es mir jeweils einen Karrieresprung. Ich bin froh über diesen Werdegang, bot er mir doch viel Abwechslung und Einblicke in verschiedene Unternehmensformen. Meinen Weiterbildungen bereiteten mich gut auf die Selbstständigkeit vor und machten mich selbstbewusster», zieht Jakob Bilanz. Auf diesen breitgefächerten Rucksack kann sie auch als Präsidentin der KMU Frau Bern zurückgreifen: «Ich freue mich bei der Plattform mitzugestalten und Frauen weiterzubringen.»

    Ihre Motivation als Unternehmerin ist die Frauenförderung. Mit ihrem Engagement stärkt und unterstützt Jakob bereits in ihrem eigenen Unternehmen ihre Mitarbeiterinnen und Handelspartnerinnen in der Region. Regelmässig organisiert sie Kundenevents, die besonders von den Frauen gut besucht werden. «Da spüre ich das Bedürfnis der Frauen sich zu treffen, sich austauschen und kennenlernen, kurz ein eigenes Netzwerk zu haben. Es ist auch für mich eine Bereicherung und öffnet mir den Horizont». Dieses Engagement und Feuer will sie nun als Präsidentin bei den Berner KMU Frauen noch heftiger entfachen. «Wir treffen uns, tauschen Erfahrungen aus, bilden uns weiter und profitieren von einem starken Netzwerk.»

    Doch wie gut sind Frauen vernetzt? Die Berner KMU Frauen besuchen grossmehrheitlich regelmässig die Anlässe. «Viele KMU Frauen sind auch via digitale Plattformen vernetzt, diese ersetzen aber unsere physischen Treffen nicht. Die Vorarbeit der Präsidentinnen und ihren Leitungsteams hat sich gelohnt. Das Networking hat sich etabliert.»

    Politische Beteiligung der KMU Frauen
    Die Würdigung der KMU Frauen in der Öffentlichkeit ist dank den innovativen Gründungsfrauen des Netzwerkes vor 25 Jahren gross. «Gerne gehen doch die Kleinunternehmerinnen und die mitarbeitenden Partnerinnen in Teilzeit vergessen. Ich wünsche mir, dass diese KMU Frauen in der Öffentlichkeit sichtbarer werden.» Deshalb ist es gemäss Jakob wichtig, im Dialog zu bleiben und offen für Veränderungen zu sein. Dies beinhaltet unter anderem kompetente Frauen gezielt zu fördern, neue Arbeitsmodelle und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu schaffen. «Es ist wichtig, den Frauen Verantwortung zu übergeben und sie bei Bedarf zu begleiten und zu unterstützen – denn Familie und Karriere unter einen Hut zu bringen ist oft eine grosse Hürde», so Jakob. Die zweifache Mutter ist ein gutes Beispiel, dass es möglich ist, Teilzeit-Chefin zu sein. «Es gibt in der Wirtschaft gute Beispiele von Frauen in Chefetagen – dank neuen Familien- und Arbeitsmodellen und externen Kinderbetreuung. Integration sollte heute eine Selbstverständlichkeit sein.» Es ist ihr als Präsidentin der KMU Frauen Bern zudem ein grosses Anliegen, mit ihrem Netzwerk einen wichtigen Beitrag zur Weiterbildung und Motivation der KMU Frauen zu leisten, damit sie den Sprung in eine neue Führungsposition wagen. «Die Frauen brauchen eine langfristige Perspektive und das Vertrauen in das Unternehmen.» Ebenso motiviert die frisch gebackene Präsidentin ihre Mitglieder, sich politisch zu beteiligen, um die öffentliche Meinungsbildung mitzugestalten: «Politik betrifft alle. An den Delegiertenversammlungen sollen die Frauen präsent sein und die Anliegen der Frauen in der Wirtschaft einbringen.»

    Für Jakob sind die KMU Frauen Schweiz eine Erfolgsgeschichte. Doch das reicht nicht. Deshalb ist sowohl die Arbeitswelt als auch die Gesellschaft aufgefordert, neue Arbeitsmodelle zu schaffen und diese als vollwertig zu akzeptieren. «Kinder und Jugendliche brauchen weibliche Vorbilder in Kaderfunktionen», betont Jakob. Sie wünscht sich, dass deshalb künftig viele junge, engagierte KMU Frauen, das Gründungsmotto des Netzwerkes «anerkennen-integrieren-vernetzen» weitertragen.

    Corinne Remund

    www.mode-jakob.ch


    KMU FRAUEN BERN

    Anerkennung der Frauen in der Wirtschaft

    Das Netzwerk der KMU Frauen Bern wurde 2001 gegründet. Es ist eine Plattform für Unternehmerinnen, mitarbeitende Partnerinnen und leitende Angestellte in Berner KMU. Es wird jeweils einen Frühlings- und Herbstanlass durchgeführt, an welchen Themen von A wie «Auftrittskompetenz» bis Z «Zeit-Mangelware» behandelt werden. Referate zu fachspezifischen Themen ermöglichen es den Teilnehmerinnen, sich auf den neusten Wissenstand zu bringen.

    Der anschliessende Apéro bietet danach einen hervorragenden Rahmen, um das persönliche Netzwerk zu pflegen. Neu versucht das Leitungsteam unter Präsidentin Ursula Jakob-Schmid mit Ausflügen und Besichtigungen die Frauen vermehrt abzuholen. Am 18. April 2023 lädt KMU Frauen Bern zum Frühlingsanlass.

    CR

    www.kmufrauenschweiz.ch
    www.kmufrauen-bern.ch

    Vorheriger ArtikelEva Lüthi spielt mit dem Norea Trio im Bärensaal
    Nächster ArtikelWas der Fall Berset-Ringier für die Schweiz bedeutet